„Und, wie läuft das Geschäft?“ Schlecht natürlich, wie denn sonst. Das sagen sie jedenfalls unisono, die Berliner Taxifahrer. Eigentlich kaum zu glauben; nötig zu haben scheint ein Berliner Taxler seine Fahrgäste  nicht – jedenfalls ist das schwerlich vorstellbar, wenn ich an die vielen Situationen denke, in denen ich, der ach so rare Fahrgast, stehen gelassen („zu viel Gepäck,“ „mit Kind“), bevormundet („Texten? Was soll’n das sein. Machen sie lieber was Ordentliches.“) betrogen („das Navi sagt, das ist die kürzeste Route“) oder sonst wie schlecht behandelt worden bin. Man hat eigentlich keine Lust, wieder einzusteigen. Aber genau das tue ich immer wieder. Und ich muss gestehen: Ich liebe es.

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Ich denke an eine Tour während der Loveparade. Der Fahrer rast mit etwa 90 km/h über den 17. Juni. Als ich ihn anbrülle, sofort das Tempo zu drosseln und ihn frage, was um Himmels Willen er genommen hat, dreht er sich, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, zu mir um und sieht mich mit kanaldeckelgroßen Pupillen an: „Nichts. Aber hast du was Schnelles für mich dabei?!?“ Dann der Fahrer, der mich ins alte Cafe Einstein in die Kurfürstenstrasse bringen soll und mir ganz gentlemanlike anbietet, man könne das mit der Rechnung ja auch in, äh, Naturalien lösen, junge Frauen hätten ja irgendwie immer wenig Geld.

Ich erinnere mich an eine Fahrerin, die so unsicher hinter ihrem Steuer saß, dass R. sie kurzerhand auf den Rück- und sich selbst auf den Fahrersitz verfrachtete. Ich bin mir sicher: R. rettete uns vor einem Crash. Es gibt auch Stories von sehr gastfreundlichen Fahrern. Zum Beispiel die vom trockenen Alkoholiker, der mich eines Abends in den Apollo-Saal bringt. Unterwegs bekomme ich einen Anruf, für ein paar englische Künstler muss unbedingt noch etwas Brandy von der Tankstelle mitgebracht werden. „Von der Tanke? Hör’n se uff, das ist doch viel zu teuer. Wir fahren einfach zu mir, ick hab noch’n janzen Keller von mit dit Zeugs.“ (Wäre in Karlshorst gewesen, ich habe dankend abgelehnt.) Dann war da der Fahrer, der wie eine gesengte Sau von der Rosenthaler Strasse nach Moabit fuhr, weil H. ihn beim Einsteigen darum gebeten hatte. „Um was geht es denn nun,“ fragt mich der Mann, als H. aus dem Wagen und wie der Blitz die Treppen hochgesprungen war. „Mein Freund möchte einen Film auf Video aufnehmen und er braucht den Vorspann“ Ich hätte nicht gedacht, dass ein Kiefer so tief auf einen Brustkorb sinken kann. Dass ich H. oben dann fausttrommelnd und auf dem Boden liegend vorfand, weil ein paar Sekunden des Vorspanns fehlten, hat der Arme zum Glück nicht mehr sehen können.

Ach, Ihr Taxifahrer… Die Topografie dieser Stadt hat sich mir durch den Blick aus Euren Fenstern erschlossen. Lange Zeit gab es fast nichts Schöneres für mich, als mit einem von Euch durch die Berliner Nacht zu brausen, Zigaretten rauchend, Musik hörend, das Gesicht an die kühle Scheibe gelehnt…

 

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