Es gibt kein Foto von Martin Margiela außer einem vermeintlichen von 1997, das mit 11 Jahren Verspätung in der New York Times gedruckt wurde. Das Problem daran: ehemalige Mitarbeiter von Martin Margiela sagen, bei dem Mann auf dem Bild handele es sich keinesfalls um Martin Margiela. Was exakt dem Prinzip Margiela entspricht, egal, wer da...
Es war kalt. Dicht an dicht saßen wir im Bus. Als wir die Grenze passierten, die es politisch nicht mehr wirklich gab, wohl aber noch physisch in Form von Grenzhäuschen und wortkargen Grenzern mit langen Mänteln und Fellmützen, die unsere Pässe einsammelten und bestimmt eine ganze lange Stunde prüften, bevor wir weiterfahren durften, waren wir...
In Berlin tut sich was. Die Stadt wird glamourös. Gab es noch in den 90er Jahren oft nicht mal einzige Frau im Club, die Lippenstift trug, reichen sich im Jahr 2010 die sorgfältig zurechtgemachten Schönen die Klinke in die Hand. Und sogar vor den sonst gerade in Berlin so stilberatungsresistenten Herren macht diese Entwicklung nicht...
(Macht nichts.) Im Atelier des Wiener Künstlers, bei dem ich im Sommer ein paar Tage wohnte, klebte an der Wand ein kleines, weißes Blatt Druckerpapier, auf der die etwas ungelenk aussehende Zeichnung eines Händepaars zu sehen war, das sich in flehentlicher Geste aneinanderschmiegte. „F., es macht nichts, wenn Du nicht gut bist“ stand darüber, sorgfältig...
Das erste Mal von The WELL hörte ich Anfang der 1990er Jahre. In einem deprimierenden Kölner Vorort lag ich auf hässlicher Auslegeware und sah auf einem kleinen grauen Fernseher eine Reportage, während mein Freund und selbsternannter Mentor darauf bestand, dass ich mir alles bis zum Ende ansah und zur Motivationssteigerung versuchte, mich mit in Lake schwimmenden Tiefseekrabben...
Was wäre, wenn man einfach seinen eigenen Staat gründen und sich weniger abhängig vom bundesdeutschen (respektive europäischen, respektive globalen) Mumpitz machen würde? Ganz so einfach ist das natürlich nicht. Aber möglich. //Land in Sicht// Per Definition ist ein Staat eine „Gesamtheit der Einrichtungen, die dazu dienen, das Zusammenleben der auf einem abgegrenzten Territorium...
Es geschah im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts, eine Geschichte, wie sie sich wieder und immer wieder und auch heute noch abspielt. Ein Mann und eine Frau verlieben sich ineinander. Sie heiraten. Eines Tages sagt die Frau zu ihrem Mann, sie bitte ihn inständig, ihr um ihrer beider Liebe Willen etwaige Fehltritte für immer zu...
Ich stehe bei geschätzten 38°C in einem schwarz ausgeschlagenen Raum im Podewil und sehe einer französisch-argentinischen Performance Gruppe dabei zu, wie sie große, schwarze Latexsäcke mit einer milchigen Flüssigkeit bestreicht. Gleich werden sie in die Säcke steigen, gleich werden die Säcke mit einer Art Staubsauger zu riesigen Kissen aufgepumpt. Als das Publikum sitzt, wird die Luft wieder abgesaugt. Und...
…is not gold. Oder: Was geschah mit dem Palast der Republik? Zyniker mögen behaupten, dass es sich um Leichenfledderei im großen Stil handelt. Misanthropen, dass das alles absehbar und sowieso klar war. Und wieder andere, dass man wenigstens aus einem Teil der Ressourcen etwas Brauchbares gemacht hat. Fakt ist jedenfalls, dass der Palast der Republik...
„Alles verstehen heißt, alles verzeihen; – das wäre sehr edel gedacht und gesagt. Nur schade, dass Verzeihen neunundneunzig Mal unter hundert aus Bequemlichkeit und höchstens einmal aus Güte geschieht und dass die Güte unter hundert Fällen neunundneunzig Mal keineswegs in Reichtümern des Herzens sondern vielmehr in Mängeln des Verstandes ihre Ursache zu haben pflegt.“ Arthur...
Im Jahr 2004 begann die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe. Zwei gelangweilte Österreicher machten ein Bild mit einer Polaroidkamera und waren sofort Feuer und Flamme für dieses riechende, greifbare, unmittelbare Medium. Schnell entdeckten sie, dass sie mit ihrer Leidenschaft alles andere als alleine waren und sie beschlossen, den Fortbestand der Sofortbildfotografie zu retten. Also kauften sie kurzerhand die...
Klare Ansage. Die französische Kunstfigur Princess Hijab zieht sich den schwarzen Schleier an und streift durchs nächtliche Paris, um Werbeposter zu „hijabizen“ und ihre Hijab-Ads and Wände zu kleben. Auch das Internet ist nicht vor ihrem Kampf sicher. „Straight edge in behaviour and language, I’m a mutant fighting for a cause,“ beschreibt sie sich selbst. Sie...